NaNoWriMo lässt Schriftstellerherzen höherschlagen

19. Dezember 2018 Aus Von Seitenweisheiten

Zugegeben, NaNoWriMo ist ein Zungenbrecher. Was genau steckt hinter diesem eigenartigen Namen? National Novel Writing Month. Das bedeutet nichts anderes, als dass man einen ganzen Monat ( im November) Zeit hat, 50.000 Wörter zu schreiben. Egal worüber. Das Geschriebene wird üblicherweise nicht veröffentlicht. Es wird nur der Fortschritt dokumentiert und kommentiert.

Eine spannende Idee. Hobby-SchriftstellerInnen können täglich auf dieser Plattform den Stand der Wörter eintragen und ein Diagramm zeigt ihnen, wie weit fortgeschritten der Monat bereits ist. Je nachdem, ob man unter der Kurve oder im Plan liegt, sollte man sich dahinterklemmen und weiterschreiben.

Als Anreiz zum regelmäßigen Schreiben können Badges erworben werden. Manche kann man sich erarbeiten. Da gibt es welche bei 1667, 5000, 10.000 Wörtern usw., und auch wenn man es schafft, 5 Tage hintereinander zu schreiben.

Für Kaffesüchtige, Old School Writer oder für Aufschieberitis-Süchtige ist es möglich, selbst lustige Abzeichen aus einer langen Liste auszuwählen. Es können andere Mitglieder in die Freundschaftsliste aufgenommen werden und ein Forum lädt zum regen austauschen und gegenseitig motivieren ein.

Der NaNoWriMo Mehrwert

NaNoWriMo-Teilnehmende bekommen auf der Plattform eine eigene Seite. Dort werden die Eckdaten der AutorInnen und ihrer Novels und alle Grafiken und Badges angezeigt. Schreib-Fortschritte kann man hier laufend aktualisieren.

Die Beweggründe an dieser Aktion teilzunehmen können vielfältig sein. Zum einen macht es Spaß und gibt einem als Hobby-SchriftstellerIn das Gefühl, bei einer wichtigen Sache mitzumachen. Durch die verschiedenen Möglichkeiten, mit anderen TeilnehmerInnen in Kontakt zu treten, erzeugt es ein gemeinschaftliches Gefühl und steigert die Motivation.

Nicht nur auf der Plattform selbst teilen die Mitglieder ihre Befindlichkeiten, auch auf anderen Social-Media-Kanälen werden fleißig Kommentare und Erlebnisse geteilt. Somit erweitert es schlagartig das eigene Netzwerk. Eine nicht unwichtige Komponente für zukünftig Erfolge in der AutorInnen-Welt.

Link zu YouTube Video: Battling Distractions During NaNoWriMo

Zum anderen kann, wer sozial veranlagt ist, NaNoWriMo unterstützen und für Wohltätigkeitsorganisationen spenden. Einen Merchandising-Store mit allerlei schönen Sachen, wie Kaffeehäferl, Ansteck-Buttons, T-Shirts und so weiter, gibt es ebenfalls.

Schreiben kann jeder

Eine kühne Behauptung. Bei NaNoWriMo wird der Traum jedes Hobby-Autors oder jeder Hobby-Autorin wahr. Die Plattform bietet eine geschützte Werkstätte, in der man einfach drauf los schreiben kann, ohne von irgendjemanden kritisiert oder ausgelacht zu werden. Ob man es veröffentlich oder nicht, bleibt einem völlig selbst überlassen.

Die Vorgabe der 50.000 Wörter ist gerade so viel, dass man ehrgeizig ans Werk geht, und gerade so wenig, dass man es nicht gleich von Anfang an als unmöglich erachtet. Auch wenn das Ziel in diesem einen Monat nicht erreicht wird, keiner wird bestraft und keiner hindert einen daran, einfach weiterzuschreiben. Wenn man früher immer gerne geschrieben hätte, dann wird man es nach dem einen Monat auch gerne tun.

Das Feuer ist entfacht. Jetzt schlägt das SchriftstellerInnen-Herz.Was hat man bisher alles für Ausreden gehabt. Das kleine zarte Pflänzchen, das irgendwann in der Jugend aus dem nahrhaften Boden der exzessiven Lesebegeisterung entsprungen ist, gut zugestellt in der hintersten Ecke des größten Gehirnareals, dem Alltagstrott. In den jüngeren Jahren kommen sie noch oft hervor, aber wir lernen, Träume sind Schäume, also hakt man sie irgendwann ab.

Und dann plötzlich, scheinbar aus dem Nichts, kommt da eine Schreibwerkstatt daher. Fordert, im Zuge eines späten Studiums, eine Auseinandersetzung mit dem inneren Schweinehund. Ungläubig erkennt man ihn, da hinten, im Schlund der Verdrängung, den Traum Schriftstellerin zu werden. Gräbt ihn aus, legt ihn frei und beginnt einfach zu schreiben.

Die Idee nimmt Gestalt an

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Foto Quelle: pixabay.com

NaNoWriMo kommt da gerade recht. Mit der Auswahl eines geeigneten Autoren-Tools wie Scrivener macht die Vorbereitung noch mehr Spaß. Zuerst nur eine vage Vorstellung, kommen immer mehr Ideen für die Geschichte in den Sinn. Man legt sich ein Notizbüchlein an, um nur ja keine Geistesblitze zu verlieren. Immer sitzt man ja nicht an seinem Laptop.

Der Laptop. Er mutiert zum wichtigsten Device, wie man neudeutsch so schön sagt. Unglaublich, wie schnell man die ersten Vorschläge für Kapitelnamen niederschreibt. Zum gesamten Inhaltsverzeichnis reicht es allerdingt noch nicht. Das wird noch kommen, da ist man zuversichtlich.

Dann wird der Plan ausgeheckt, am Kick-Off der Wiener NaNoWriMo Community teilzunehmen. Gesagt, getan. Ein Hotelzimmer ist schnell reserviert. Obwohl der Kick-Off die ganze Nacht angesetzt ist, sollte man sich einen Rückzugsort sichern, falls man es doch nicht schafft, die ganze Nacht durchzuschreiben. Denn genau das soll beim Kick-Off passieren. Ein Treffen der NaNoWriMo TeilnehmerInnen, die den ersten Tag ab dem Start um 00:00 Uhr gemeinsam schreibend verbringen wollen.

Das Ganze findet in dem wunderbaren Buch-Café Vox Libri statt. Der Inhaber ist selbst ein begeisterter Hobby-Autor und versprüht während der gesamten Veranstaltung Lebensfreude und Heiterkeit. Es sind nur NaNoWriMo TeilnehmerInnen im Café, eine geschlossene Gesellschaft. Die meisten kennen sich. Diesen Schreibe-Monat gibt es schon seit einigen Jahren. Viele der Anwesenden machen jedes Jahr mit. Da ist es nur natürlich, dass das Treffen wie ein großes Geburtstagsfest zelebriert wird.

Es gibt ein Buffet mit allerlei Speisen, die der Wirt mit einer Pauschale verrechnet. Am 1.11. um Punkt 00:00 Uhr klappen alle ihren Laptop auf und beginnen zu schreiben. Einige wenige benutzen ganz old school Stift und Papier. Es wird mucksmäuschenstill im Café. Man hört nur das eifrige Tippen. Die Wörtermenge in dieser Nacht wird immens werden, wenn alle Teilnehmer so ehrgeizig sind. In einer Welt, in der man denkt, dass es schon alles gibt, gehört NaNoWriMo sicher zu den positiven Erfahrungen.